Biofilme in Trinkwassersystemen – Herausforderungen und Maßnahmen
Biofilme in Trinkwassersystemen sind entscheidend für das Wachstum von Krankheitserregern wie Legionellen und erfordern daher gezielte Kontroll- und Schutzmaßnahmen.
1. Gefährdungsanalyse bei Legionellenkontamination
Bei der Feststellung einer Kontamination des Trinkwassernetzes mit Legionellen wird eine Gefährdungsanalyse durchgeführt. Ziel ist es, geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Legionellen festzulegen. Diese können bauliche Änderungen an der Installation, Anpassungen im Betrieb der Trinkwasseranlage oder den Einsatz von Desinfektionsmitteln wie Chlordioxid umfassen.
2. Biofilmbildung in Trinkwasserinstallationen
Biofilme siedeln sich an allen wasserbenetzten Oberflächen in Trinkwasseranlagen an. Betroffen sind dabei sämtliche Installationsmaterialien. Insbesondere neue Kunststoffe, Verbundrohre und Dichtungsmaterialien aus Polymeren fördern durch ihre Nährstoffzusammensetzung die Vermehrung von Mikroorganismen.
3. Einfluss von Werkstoffen und Umweltbedingungen
Die Zusammensetzung der Biofilme variiert je nach Einflussfaktoren wie Wasserqualität und den eingesetzten Werkstoffen. Thermische und oxidative Desinfektionsmaßnahmen führen zur Alterung der Werkstoffe, wodurch das Nährstoffpotential meist abnimmt.
4. Nährstoffmanagement zur Biofilmminderung
Nährstoffreiche Wässer werden durch Wasseraufbereitung bei Versorgern in einen nährstoffarmen Zustand überführt, um das Biofilmbildungspotenzial zu reduzieren. Besonders Nitrate und Phosphate gelten als fördernde Nährstoffe für Biofilme.
5. Biofilme als Schutzraum für Krankheitserreger
Biofilme schützen Legionellen und Pseudomonaden und können diese auch freisetzen, wodurch sie als potenzielle Infektionsquelle gelten. Unter Stressbedingungen (z. B. durch Desinfektionsmittel oder hohe Temperaturen) können diese Keime in einen „Schockzustand“ eintreten, in dem sie mit üblichen Nachweismethoden nicht erkennbar sind, jedoch später wieder aktiv werden können.
6. Wechselwirkungen in Biofilmen
Keime in Biofilmen können mit anderen Mikroorganismen und Protozoen (wie Amöben und Ciliaten) interagieren, was ihre Eigenschaften und Überlebensfähigkeit verändern kann.
7. Maßnahmen zur Bekämpfung und Reduzierung von Biofilmen
Zur Reduzierung der Biofilme und der Keimbelastung sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
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Feststellung der mikrobiologischen Belastung durch Wasseranalysen
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Stilllegung ungenutzter Stichleitungen
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Grunddesinfektion der Trinkwasseranlage, z. B. mit Chlordioxid
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Spülung der Leitungen zur Entfernung von Ablagerungen
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Einsatz einer wasserzählergesteuerten Dosieranlage für eine dauerhafte und kontrollierte Desinfektionsmittelzufuhr im Kaltwassersystem
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Ausbau der Überwachung durch Messung, Regelung und Dokumentation der Messwerte